Recruiting Trends 2022: Wie haben zwei Jahre Pandemie die Recruiting-Welt geprägt?
Janina Olbrich-Au Yeung
Human Resources Representative
Covid-19 hat uns weiterhin fest im Griff und beeinflusst nicht nur das alltägliche Leben, sondern auch den Büroalltag. Doch wenn sich etwas positives aus der Pandemie ziehen lässt, dann definitiv die Beschleunigung der Digitalisierung und eines immer flexibleren Arbeitsumfeldes. Auch im Bewerbermanagement sind Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gefragter denn je und bilden in Zukunft entscheidende Faktoren bei der schnellen Personalbesetzung.
[#anchor1]Etablierte Recruiting-Prozesse im Zuge von Covid-19[#anchor1]
Die Pandemie zwang die Menschen rasant umzudenken und Alternativen zu finden, um schleunigst Remote Work zu ermöglichen. Digitale Recruiting-Events wurden im Eiltempo auf die Beine gestellt, da von persönlichen Vorstellungsgesprächen - im wahrsten Sinne - Abstand genommen werden musste. Stattdessen wurden Videointerviews ein- und durchgeführt. Mit großem Erfolg, denn mittlerweile ist es für Kandidat:innen selbstverständlich, eine Einladung zu einem Online-Interview zu erhalten. Die einzige Hürde bleibt hier meistens die konstante Internetverbindung. Die hieraus resultierenden Vorteile für das Recruiting liegen auf der Hand: Der Talentpool wird immer größer, wenn nationale Grenzen und Anreisezeiten wegfallen. Auch die Terminfindung, Durchführung und Auswertung der Interviews - wird immer effizienter. Das klassische Bewerbungsgespräch vor Ort verliert auch in Zukunft zunehmend an Bedeutung.
Whitepaper: Talent Acquisition
Unternehmen müssen geeignete Kandidat:innen nicht nur finden, sondern auch begeistern. Erfahren Sie in diesem Whitepaper, wie Talent Acquisition eine positive Candidate Experience ermöglicht.
[#anchor2]Digitale und hybride Jobmessen[#anchor2]
Jobbörsen und -messen sind für Recruiter:innen ein wichtiges Format, um auf die Talentsuche zu gehen. Auch hier wurde man in der Pandemie erfinderisch. Karrieremessen fanden und finden erfolgreich online statt. Die Rückmeldung der Besucher:innen und Veranstalter:innen ist auch hier durchweg positiv. Eine sehr interessante Erfahrung bietet die hybride Jobmesse: sie ermöglicht eine Mischung aus Präsenz- und Onlineveranstaltungen. Messebesucher:innen können sich in einem abgetrennten Bereich vor eine Webcam setzen und zusätzlich mit Firmenvertreter:innen sprechen, die keinen Messestand vor Ort haben. Jene Personaler:innen können derweil ihrem üblichen Tagesgeschäft im Büro nachgehen und werden über eine Meeting-App im Browser angepingt, wenn sich ein:e Interessent:in in der Warteschleife befindet.
Folgende Neuheiten haben sich überwiegend auf den Online-Recruiting-Messen durchgesetzt:
Während der Messe können in einem virtuellen Raum Vorlesungen, Interviews und Workshops als Livestream (nach festem Zeitplan) oder als aufgezeichnetes Youtube-Video (jederzeit flexibel) angeschaut werden.
Virtual Reality: Virtuelle Messerundgänge, sowie Messestände aus der Ich-Perspektive geben spannende Einblicke und vermitteln das Gefühl, live dabei zu sein.
Der Kontakt zu Interessent:innen oder anderen Aussteller:innen ist unkompliziert via Live-Chat möglich. Feste Gesprächszeiten werden in einem integrierten Kalender vereinbart.
Über die Chatfunktion können Bewerber:innen ihre Unterlagen schnell und einfach als PDF verschicken.
[#anchor3]Ausblick auf die Recruiting-Trends 2022[#anchor3]
Nach zwei Jahren Kontaktbeschränkungen haben sich einige digitale Prozesse etabliert und werden auch weiterhin fortgeführt. Wir blicken gespannt auf die kommenden Trends für 2022:
War for Talents – Recruiter:innen werden es nicht leichter haben. Es gibt vielmehr Stellenanzeigen als Jobsuchende auf dem Arbeitsmarkt. Zudem hat sich dieser erweitert: Jobangebote sind mittlerweile zum Teil in 100 Prozent Homeoffice-Tätigkeit ausgeschrieben. Talente sind somit bei ihrer Suche nach dem neuen Traumjob nicht mehr auf regionale Angebote beschränkt, sondern können sich theoretisch auf der ganzen Welt bewerben. Die Konkurrenz unter den Arbeitgebern wird dadurch größer und größer. Arbeitgeber müssen also ihre Stärken hervorheben und „echte“ Benefits bieten - eine Obstschale und Getränke sind da längst nicht mehr ausreichend. Potenzielle neue Kolleg:innen wollen flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, von Zuhause aus zu arbeiten sowie ein modernes technisches Umfeld. Ob der Arbeitgeber auch hält, was er verspricht, wird gerne vorab über Plattformen wie Kununu geprüft. Zufriedene Mitarbeiter:innen und Empfehlungen dieser sind hier das A und O. Gefördert wird das ganze durch ein gutes Empfehlungsmanagement und Prämien.
Rekrutierungsprozesse sind bereits grüner geworden und bleiben es auch: durch weniger Anreisewege, da Interviews vermehrt via Videochat stattfinden. Bewerbungsunterlagen werden weiterhin primär digital verschickt und verschlankt. Das klassische Anschreiben verliert immer mehr an Bedeutung. Notizen zu den Jobinterviews werden vermehrt online niedergeschrieben und in einem Bewerbermanagementsystem festgehalten. Das klassische Ausdrucken der 15+ Seiten Bewerbungsunterlagen entfällt. Wer immer noch nicht weg von den Personalmappen und -ordnern gekommen ist, sollte nun endgültig auf digitale Tools umrüsten. Weniger Papierstau und Platzmangel im Büro, dafür standortübergreifende Flexibilität.
Drei Monate auf ein Feedback zum Bewerbungsprozess warten? Dies ist und bleibt natürlich ein absolutes No-Go. Schnelle Reaktionszeiten sind ein Muss. Auch für Personaler:innen bleibt die Time-to-Hire die wichtigste Kennzahl im Recruiting, denn der Kampf um die Top-Kandidat:innen wird wie bereits erwähnt nicht abreißen. Daher ist der "Post & Pray"-Gedanke nicht im Sinne der modernen Personalbeschaffung. Active Sourcing und der Beziehungsaufbau zu Talenten gewinnen stattdessen immer mehr an Bedeutung für die erfolgreiche Besetzung vakanter Positionen und die langfristige Bindung von Mitarbeiter:innen.
Karriereseiten, die auf mobilen Endgeräten nicht richtig dargestellt werden und keine Online-Bewerbungsfunktion beinhalten, sind längst nicht mehr zeitgemäß: Mittlerweile präferiert jede:r dritte Kandidat:in das Hochladen des CVs über die Karriereseite des Unternehmens oder via LinkedIn gegenüber einer traditionellen Bewerbung per Email. One-Klick Bewerbungen bequem vom Sofa über das Smartphone werden in Zukunft Standard werden.
Janinas Fazit:Wer sich in der digitalen Welt noch nicht zurechtgefunden hat, wird es schwer haben. Digital Natives werden benötigt sowie Mut, sich neuen Prozessen zu stellen und diese auch umzusetzen - spielerisch, denn digitales Arbeiten macht Spaß!
Janina Olbrich-Au Yeung
Janina Olbrich ist seit 12 Jahren in der Rekrutierung von Fachpersonal im Bereich Engineering tätig und betreut aktuell den gesamten Personalprozess - vom Bewerbermanagement bis zur Einstellung und darüber hinaus. Sie ist begeistert vom umfangreichen HR-Spektrum und schätzt an ihrer Arbeit vor allem den Kontakt zu spannenden Talenten.